SUPERBE - Potenziale von Superblock-Konzepten als Beitrag zur Planung energieeffizienter Stadtquartiere

Das Sondierungsvorhaben SUPERBE untersucht erstmalig die Anwendbarkeit und potenzielle Wirkungen von Superblock-Ansätzen im österreichischen urbanen Kontext, um deren Beitrag für eine energieorientierte Stadtplanung zu bewerten.

Kurzbeschreibung

Angesichts der Notwendigkeit, den Energieverbrauch in Städten signifikant zu senken und Treibhausgasemissionen einzusparen, sind neue planerische Maßnahmen zur Reduktion des Energiebedarfs – vor allem im Mobilitäts- und Gebäudebereich – zu entwickeln. Die räumliche Ausgestaltung von Stadtstrukturen – im Besonderen Straßenräume als erweitertes Wohnumfeld der anliegenden Gebäudestrukturen – bietet eine effektive Stellgröße für die Ermöglichung energieeffizienter Mobilitätslösungen, Lebensstile und Wirtschaftsweisen. Neue Planungsinstrumente können u.a. Zentralität und kurze Wege stärken, den Fuß- und Radverkehr fördern, Dichte und Funktionsmischung erreichen, Innen- vor Außenentwicklung priorisieren, sowie die Nutzungsentwicklung und die Freiraumgestaltung auf das Mobilitätsangebot im Umweltverbund abstimmen.

Die Lage eines Wohnraumes und die umliegende Siedlungsstruktur haben einen großen Einfluss auf die Mobilitätsmuster – und damit auf den Energieverbrauch – der Bevölkerung. Entgegen der Notwendigkeit, Energiebedarf zu senken, steigt der Energieverbrauch in Österreich vor allem im Sektor Verkehr weiter an. Neue Planungskonzepte, die räumliche Nähe und nachhaltige Mobilitätsformen unterstützen, können signifikant dazu beitragen, den Energieverbrauch im Wohnumfeld zu senken. Hier besteht ein hohes Potenzial, um Alltagswege von energieintensiven Mobilitätsformen hin zu aktiven, muskelbetriebenen Mobilitätsformen zu verlagern und so den Endenergieverbrauch zu reduzieren. Eine Priorisierung aktiver Mobilitätsformen – Gehen und Radfahren – im Wohnumfeld hat einen direkten Effekt auf die gesamte für Mobilität eingesetzte Energiemenge.

Das Sondierungsprojekt SUPERBE untersucht das räumliche Organisationsprinzip eines Superblocks für mögliche Anwendungen im Kontext österreichischer Städte. Dieses in Barcelona und anderen Städten bereits angewandte stadtplanerische Werkzeug erlaubt eine Neuausrichtung der Verkehrsprioritäten, um Straßenräume als Wohnumfelder im Sinne einer fußläufig organisierten Stadt zu gestalten. Die Umsetzung von Superblocks bietet Potenziale für Energieeinsparungen einerseits durch Verkehrsvermeidung, andererseits eine direkte Umlagerung des Verkehrsaufkommens auf nachhaltige Mobilitätsformen und nicht zuletzt die Möglichkeit, Straßenräume als öffentliche Räume mit hoher Lebensqualität zur Aufwertung des direkten Wohnumfeldes zurückzugewinnen.

Zum Projektbeginn im Jahr 2018 fehlte ein systemischer Ansatz, um die Eignung von bestehenden Stadtquartieren in Bezug auf die verkehrlichen und energetischen Auswirkungen der Anwendung eines Superblock-Konzeptes für den Kontext österreichischer Städte abzuschätzen. Das Projekt SUPERBE zeigte am Beispiel Wiens auf, wie unter Berücksichtigung stadtmorphologischer Kriterien mögliche Anwendungsgebiete identifiziert und für eine Auswahl priorisiert werden können. Anhand von drei Untersuchungsgebieten wurde demonstriert, wie diese verkehrlich und stadträumlich als Superblocks ausgestaltet werden könnten. Zudem wurde untersucht, welche Flächenpotenziale für eine Umgestaltung des öffentlichen Raums und welche Einsparungspotenziale hinsichtlich Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen absehbar wären.

Die Erkenntnisse aus dem Sondierungsprojekt zeigen, dass sich Superblock-Lösungen auch im Kontext von Wien durchaus umsetzen lassen – besonders gründerzeitlich geprägte Viertel sind, in den mittels GIS-Analyse determinierten, möglichen Anwendungsgebieten vertreten. Die detaillierte Ausarbeitung der baulichen Umgestaltung in den drei ausgewählten Superblock-Kandidaten verdeutlicht die Potenziale hinsichtlich einer Umgestaltung des öffentlichen Raums. Der Baumbestand im Straßenraum könnte auf das bis zu 6-fache vom Ausgangswert gesteigert werden, die mögliche Fläche für grüne Infrastruktur (Baumscheiben, Pflanzenbecken, etc.) um das 5-fache. Das Potential von Energieeinsparungen durch kurzfristige Verlagerungseffekte im Verkehrsbereich wurde mittels eines Mode-Choice-Modells abgebildet. Es zeigte sich, dass bis zu 0,790 Auto-km pro Person pro Tag oder 738 kg CO2 pro Tag oder 2644 kwh pro Tag in einem Superblock eingespart werden können.

Das Projekt SUPERBE verdeutlicht die Potenziale für mögliche positiven Effekte von Superblock-Umsetzungen in Städten: Sowohl hinsichtlich einer Reduktion von Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen der Mobilität sowie transformativer Flächenpotenziale zur Umgestaltung des öffentlichen Straßenraumes als Wohnumfeld mit hoher Lebensqualität. Ein Bedarf an weiterer Forschung und Innovation besteht hinsichtlich der Integration zusätzlicher Planungsaspekte, Abklärung möglicher negativer Sekundäreffekte, sowie der Sicherung des längerfristigen Umsetzungsprozesses und der erfolgreichen Involvierung verschiedener gesellschaftlicher Stakeholder für co-kreative Umsetzungsprozesse zur Anwendung von Superblocks.

Publikationen

SUPERBE - Potenziale von Superblock-Konzepten als Beitrag zur Planung energieeffizienter Stadtquartiere

Das Sondierungsvorhaben SUPERBE untersucht erstmalig die Anwendbarkeit und potenzielle Wirkungen von Superblock-Ansätzen im österreichischen urbanen Kontext, um deren Beitrag für eine energieorientierte Stadtplanung zu bewerten. Schriftenreihe 42/2020
H. Frey, A. Graser, U. Leth, F. Lorenz, A. Millonig, J. Müller, G. Richter, C. Rudloff, F. Sandholzer, G. Wieser Deutsch, 90 Seiten

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Projektbeteiligte

Projektleitung

Technische Universität Wien (TUW), Institut für Verkehrswissenschaften, Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik

Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen

  • AIT Austrian Institute of Technology GmbH (AIT)
  • Florian Lorenz, Public-Relations Berater (FL)

Kontaktadresse

DI Dr.techn. Harald Frey
Gußhausstraße 30/230-1
A-1040 Wien
Tel.: +43 (588) 01 23117
E-Mail: Harald.frey@tuwien.ac.at
Web: https://www.fvv.tuwien.ac.athttps://www.fvv.tuwien.ac.at/index.php?id=SUPERBE