Erstes Einfamilien-Passivhaus im Altbau - Umsetzung des Passivhausstandards und -komforts in der Altbausanierung von Einfamilienhäusern am Beispiel EFH Pettenbach

Österreichweit erste Altbausanierung eines EFH auf Passivhausstandard. Demonstrationsprojekt in Pettenbach / OÖ für höchsten Wohnkomfort durch Sanierung mit hohem Vorfertigungsgrad, vorgehängten Holzwandelementen, tlw. Vakuumdämmung, optimiertes Lüftungssystem und PV-Paneelen.

Inhaltsbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Die vorbildhafte Umsetzung des Passivhausstandard und -komfort in der Altbausanierung von Einfamilienhäusern am Beispiel EFH Schwarz in Pettenbach/OÖ stellt Österreichweit eine Premiere dar. Neben der radikalen Reduktion des Energieverbrauchs um 95% und der CO2-Emissionen für Raumwärme um 100% stand bei diesem Demonstrationsprojekt im Rahmen der Forschungsprogrammlinie "Haus der Zukunft" des BMVIT die innovative Sanierung mit hohem Vorfertigungsgrad durch vorgehängte Holzwandelemente im Vordergrund.

Im Bodenaufbau konnte mit der Vakuumdämmung trotz begrenzter Aufbauhöhe der hohe Dämmstandard erzielt werden. Die Wärmebrücken des bestehenden aufgehenden Mauerwerks wurden mit Hilfe einer rundum laufenden Schirmdämmung entschärft. So wurde trotz Verdoppelung der Nutzfläche von 97 m² auf 217 m² der Heizwärmebedarf von 27.100 kWh/a Flüssiggas auf lediglich 3.170 kWh/a Strom aus Sonnenenergie reduziert!

Das optimierte Lüftungssystem mit einem hocheffizienten Kompaktgerät sichert permanent Frischluft im ganzen Haus und stellt den erforderlichen Restwärme- und Warmwasserbedarf zur Verfügung. Die fassadenintegrierten Photovoltaik-Paneele mit einer Leistung von 2,4 kWp decken den gesamten Restwärmebedarf.

Der maximale Einsatz nachwachsender Rohstoffe und die Sanierung des Altbaus statt Abriss und Neubau reduzierte außerdem um 80% den Verbrauch an nicht nachwachsenden Rohstoffen und den Einsatz an grauer Energie.

Der konsequente Umbau zum Passivhaus hat gegenüber einer konventionellen Sanierung 15% und der Einsatz ökologischer Maßnahmen 9% Mehrkosten verursacht. Auf Grund der dramatisch reduzierten Energiekosten, die zu erwartenden Heizkostensteigerungen und die höchsten Förderungen macht sich die konsequente Sanierung für die Bauherrn jedoch innerhalb weniger Jahre bezahlt. Die steigenden Energiepreise verschaffen den Bewohnern damit mit Sicherheit kein Kopfzerbrechen mehr!

Motivation

Die thermisch nachhaltige Altbausanierung stellt mit Abstand den wichtigsten Beitrag für eine wirkungsvolle Reduktion der CO2 - Emissionen im Kyotomaßnahmenpaket dar. Hierbei ergibt sich die Chance, sanierungsbedürftige Gebäude gleich auf einen hohen Standard hinsichtlich Energieeffizienz und Nutzerkomfort zu bringen. Eine erhebliche Steigerung des Wohnkomforts gegenüber konventionell sanierten Gebäuden bietet speziell die Komfortbe- und Entlüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung, welche permanent Frischluft in allen Räumen und behagliche Wohnqualität wie in einem Neubau garantiert.

"Wohnkomfort, Energieeinsparung und Klimaschutz sind kein Widerspruch, sondern die beste Zukunftssicherung. Das Passivhaus bietet dazu sowohl im Neubau als auch bei der Altbausanierung die beste Voraussetzung für ein gutes und gesundes Klima." Eine nachhaltige Klimarettung erfordert engagierte Projekte und Menschen.

Ziele

Für Sanierung und Zubau wurden sehr gute Kosten-/Nutzeneffekte erzielt:

  • Hohe Nutzungsqualität: gute Frischluftqualität in allen Zimmern, verbesserte Tageslichtsituation, erheblich verbesserter thermischer Komfort. Hohe Vorfertigung und kurze Montagezeiten auf der Baustelle.
  • Sehr geringer Energiebedarf: Heizwärme- und Primärenergiebedarf gemäß Passivhausgrenzwerten um 95% geringer als Bestand und ca. 75% geringer als bei einer konventionellen Sanierung.
  • Steigerung der Gebäudequalität: hoher Gebäudewert durch eine nachhaltige, langfristig bestehende Sanierung, geringe Lebensdauerkosten.
  • Vorbildwirkung: erste Passivhaussanierung eines Einfamilienhauses, zukunfts-weisendes Konzept in den Bereichen Energieeffizienz und moderner Wohnbau

Innovative Aspekte

Die Ummantelung des Erdgeschosses bildet die Basis der Innovativen Sanierung. Dem örtlichen Bestand angepasst wurden die Aufhängepunkte gesetzt, vermessen, und gemäß der 3D-CAD-Planung die Einhängeteile auf den Wandelementen vormontiert.

Die Montage der Elemente samt Fassade und Fenstern ohne jede weitere Befestigung vor Ort erfolgte problemlos innerhalb eines Tages. Auf diese Art kann die Holzbauweise auch in der Sanierung voll ihre Vorteile ausspielen. Als Dämmung wurde Zellulose eingesetzt, die fugenfrei die Unebenheiten des Bestandes ausgleicht.

Dieses Pilotprojekt ist nun Startschuss für eine breite Anwendung des revolutionären Holzbau-systems im Altbau.

Schulen während des Schuljahres, Bürogebäude während der Arbeitszeit und bewohnte Wohnbau-ten zu sanieren ohne die Benutzer lange zu beeinträchtigen. In wenigen Tagen erhalten Gebäude eine komplett neue hoch wärmedämmende Hülle. Ein zukunftsträchtiges Marktsegment für den Holzbau!

Die Minimierung der Wärmebrücken im Bereich aufgehendes Mauerwerk wurde durch eine großflächige, dicke Schirmdämmung im Erdreich erzielt. Die Bewältigung dieser Schwachstellen in der Altbausanierung stellen sicher eine Schlüsselrolle bei einer erfolgreichen Sanierung auf Passivhausstandard dar, werden in der Regel bei Sanierungen aber fast immer vernachlässigt, "da sie ja scheinbar nicht sichtbar unter der Erde vergraben sind".

Nachhaltigkeit / Effizienz

Mit der Sanierung wurde die alte Substanz erhalten und neue Baustoffe ressourcenschonend zum Einsatz gebracht. Trotz doppelten Bauteilvolumens konnte Verbrauch an nicht nachwachsenden Rohstoffen ca. 80 % reduziert werden.

Ebenso positiv stellt sich die Ökobilanz der "Grauen Energie" dar. Höchste Effizienz und Nachhaltigkeit des Pilotprojekts in Punkto Energie und CO2 Ausstoß.

Tabelle: Vergleich vor und nach der Sanierung

  vorher nachher
Nutzfläche [m²] 97 217
Heizwärmebedarf [kWh/a] 27.100 3.170
Energiequelle Flüssiggas 2,4 kWp
PV Anlage
Heizwärmebedarf
[kWh/m²a] nach PHPP
280 14,6
  - 95%
CO2 Emissionen   - 93%
Luftdichtheit n50 5,1 h-1 0,5 h-1

Mehrkosten rechnen sich vom ersten Tag an!

Der konsequente Umbau zum Passivhaus hat gegenüber einer konventionellen Sanierung 16% und der Einsatz ökologischer Maßnahmen 11% Mehrkosten verursacht. Die Bauherren erhalten damit allerdings auch die höchsten Förderungen und Zuschüsse vom Land. Das verbleibende höhere Bankdarlehen wird jedoch zur Gänze von den dramatisch reduzierten Energiekosten abgedeckt. Zudem sind die Bankzinsen niedriger als die zu erwartenden Heizkostensteigerungen, womit sich die konsequente Sanierung auf jeden Fall auszahlt.

  • Baukosten: 1.456,- EUR/m²
  • Bauzeit: November 2004 bis Juni 2005
  • Mehrkosten gesamt: 389,- EUR/m²
  • Mehrkosten Passivhaus: 171,- EUR/m² inkl. Ust

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Erstes Einfamilien-Passivhaus im Altbau

Umsetzung des Passivhausstandards und -komforts in der Altbausanierung von Einfamilienhäusern am Beispiel EFH Pettenbach
Schriftenreihe 38/2007 G. Lang, M. Lang, B. Krauß, E. Panic, H. C. Obermayr, R. Wimmer, Herausgeber: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Deutsch, 157 Seiten

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Projektbeteiligte

Projektleiter

Ing. Günter Lang, LANG consulting

Kooperationspartner

  • DI Bernd Krauß, planungsteam E-plus
  • DI H.C. Obermayr, Obermayr Holzkonstruktionen GmbH
  • Roland Wimmer, Schloßgangl GmbH & Co KG
  • Arch. DI Heinz Plöderl, PAUAT Architekten
  • TB Panic, Emanuel Panic
  • Gabriele & Ing. Werner Schwarz, Bauherrn

Kontakt

Ing. Günter Lang
Linzerstraße 280/6, A-1140 Wien
Tel.: +43 (650) 9002040
Fax: +43 (1) 9111929
E-Mail: g.lang@langconsulting.at